Chronik des Spielmannszug
Entwicklung von der Gründung im Jahre 1928 bis zum II. Weltkrieg
Anstoß für die Gründung des Spielmannszuges des Schützenvereins Scharrendorf - Stöttinghausen im Jahre 1928 war eine Anregung aus den Reihen der Vereinsmitglieder in der Hauptversammlung am 28. Januar, die einige aufgegriffen und kurzfristig umgesetzt haben. So fanden sich zunächst 7 Mitglieder zusammen und gründeten das Trommler- und Pfeiferkorps. In der Tat bestand dieses seinem damaligen Namen entsprechend zunächst auch nur aus Trommlern und Flötisten. Gründungsmitgliedern waren die Flötisten Ernst Diephaus - Borchers, Alois Kramer, Heinrich Rohlfs und Ernst Westermann, sowie die Trommler Heinrich Heuermann und Franz Kramer. Hinzu kam Tambourmajor August Heuermann, der zunächst auch als Flötist tätig war.
Im Jahre 1930 bestand der Spielmannszug bereits aus 13 Spielleuten. Das nachfolgende Foto entstand bei einer Marschpause im Garten der Gaststätte "Zur Hünenburg".
Natürlich mussten die Spielleute für ihre Auftritte auch fleißig üben. In all den Jahren bis zum II. Weltkrieg lag die Ausbildung in den Händen von Heinrich Hammann, Mitglied der bis weit nach dem Kriege im heimischen Raum sehr bekannten Hammannschen Kapelle Twistringen ( HKT ).
Als Übungsraum diente zunächst die Lehrerwohnung im damaligen Schulgebäude, die von Luise Feldkamp bewohnt und von ihr für diesen Zweck zur Verfügung gestellt wurde. In der Schulchronik ist vermerkt, dass dies im Jahre 1932 verboten wurde, da aufgrund der Übungseinheiten der Trommler die Tische doch darunter leiden mussten. Ein Ersatzraum war schnell gefunden. Flötist Heinrich Rohlfs sen. (besser bekannt als "Schalke" oder "Holschenmoker")stellte seine Werkstatt zur Verfügung, in der man sich dann regelmäßig zum Üben mit anschließendem hochgeistigen Fachsimpeln traf. Die Auftritte des Spielmannszuges waren in der Zeit vor dem II. Weltkrieg größernteils beschränkt auf die Gemeinde Scharrendorf. So waren Auftritte beim jährlichen Schützenfest und beim Sommerfest des Vereins immer ein fest im Terminkalender eingeplant und in manchen Jahren auch einzige Auftrittstermine. Das Schützenfest wurde damals bereits in der Weide beim Vereinslokal " Hotel Germania " des damaligen Vereinswirts August Keuling gefeiert, an der Stelle, wo auch heute noch alljährlich das Festzelt errichtet wird. Die Sommerfeste fanden im Garten der Gaststätte " Zur Hünenburg " mit dem Gastwirt Josef Kramer, später Josef Laustroer, statt.
Es dauerte dann auch nicht mehr lange, bis das Vereinsleben des Schützenvereins mit Beginn der Kriegsaktivitäten im Jahre 1939 zum Erliegen kam. Damit ruhte für das nächste Jahrzehnt auch der Betrieb des Spielmannszuges.
Entwicklung von der Wiedergründung im Jahre 1950 bis heute
In das Jahr 1950 fällt die Wiedergründung des Schützenvereins Scharrendorf - Stöttinghausen nach der Unterbrechung durch die Turbulenzen der Kriegs- und Nachkriegsjahre. Gleichzeitig wurde auch der vereinseigene Spielmannszug unter der bewährten Stabführung des bisherigen Tambourmajors, August Heuermann, wieder aktiviert. Ernst Westermann, August Heuermann, Heinrich Heuermann, Heinrich Rohlfs, Heinrich Heuermann, Alois Kramer, Josef Wilkens und Franz Kramer, August Stubbe kam als Trommler neu dazu.

Schützenfestumzug 1951 bei Strahmann, Sulinger Straße.
Dass die kleine Truppe so kurzfristig wieder fit war, lag zum einen an dem Tambourmajor August Heuermann, der auch weiterhin die Stabführung hatte, aber auch an der erfahrenen und bewährten Übungsleitung, die zunächst wieder in den Händen von Heinrich Hammann lag. Er wurde Mitte der 50er Jahre von Ludwig Schulte abgelöst, der bis Mitte der 60er Jahre als Übungsleiter tätig war. Von da an brachte Gustav Hammann, der wie sein Vorgänger in diesem Amt der HKT angehörte, als Übungsleiter dem Spielmannszug die richtigen Flötentöne und vor allem die richtigen Trommelschläge bei.


Als Übungsraum konnte zunächst bis etwa 1952 das damalige Schulgebäude in Scharrendorf genutzt werden. Danach stellte dankenswerterweise die Trinkhalmfabrik Gerhard Rußmann einen Raum für Übungsabende zur Verfügung. Nach kurzem Zwischenspiel in der Fa. Friederich Strahmann konnte der regelmäßige Übungsbetrieb im Vereinslokal " Hotel Germania " beim Vereinswirt Paul Leifer stattfinden.
Lyra im Spielmannszug
1952 wurde auf der Generalversammlung des Schützenvereins vom Vorsitzenden Heinrich Schlake angeregt, einen Schellenbaum ( gemeint war eine Lyra ) für den Spielmannszug anzuschaffen. Da dieser Vorschlag auf große Zustimmung stieß, wurde am gleichen Abend noch eine Sammlung durchgeführt, die einen Betrag von DM 218,- ergab. Zum Lyraspieler auserkoren wurde das Spielmannszugmitglied August Stubbe ( August spielte die Lyra bis ins hohe Alter ), der bis dahin die Trommel gespielt hatte. Mit Bäckerwagen der Bäckerei Timmermann wurde dann das " gute Stück " aus Bremen vom Musikhaus Warnke abgeholt. Die einreihige Lyra kostete damals DM 250,-.
Da die Lyra zum damaligen Zeitpunkt etwas Besonderes für Spielmannszüge darstellte, war man in Scharrendorf - Stöttinghausen besonders stolz darauf. Um dies auch deutlich zu machen, wurde die Lyra 3 Wochen vor dem Schützenfest im Schaufenster der Firma Strahmann ausgestellt.

Im Jahre 1963 erhielt Erwin Beuke - Riedemann die zweite Lyra und im Jahre 1972 Bernhard Kuhlmann die dritte Lyra. Im Jahre 1974 übernahm dann Bernhard Stubbe von Erwin Beuke - Riedemann sowie 1992 Heinz - Hermann Theißen von Bernhard Kuhlmann die Lyra.
Teilnahme an Wettstreiten
Der Spielmannszug nahm des Öfteren an Freundschaftstreffen teil, eher selten dagegen an Wettstreiten. Folgende Wettstreite sind den Aktiven allerdings in Erinnerung geblieben. Im Jahre 1954 nahm der Spielmannszug erstmals nach seiner Wiedergründung an einem Wettstreit teil, der in Wagenfeld stattfand. Er belegte in der Marschwertung den 1. Platz. In der Bühnenwertung fiel er allerdings zurück und belegte in der Gesamtwertung letztlich den 2. Platz. Die Abwertung im Bühnenspiel war auf zwei " Missgeschicke " zurückzuführen. Zum einen verlor ein Trommler während des Spiels einen Trommelstock. Zum anderen zog der damalige Tambourmajor August Heuermann zum Abschluss vor dem jubelnden Publikum den Hut, wie es so seine persönliche lockere Art war. Beides missfiel den Wertungsrichtern und führte zu Punktabzügen.
Im Jahre 1966 veranstaltete der Spielmannszug Twistringen einen Wettstreit. Hier belegte der Spielmannszug in der 1. Klasse den 3. Platz. Der Tambourmajor August Heuermann kam in diesem Wettstreit, wieder durch seine lockere und freundliche Art, denn das war ihm wichtiger als eine gute Platzierung, unter ferner liefen.
1974 kamen wir unter der Stabführung von Ernst Heuermann, in Siddeburen, Holland, auf den 1. Platz in der Kategorie Seniorendivision der deutschen Teilnehmer. Der Tambourmajor belegte hier einen hervorragenden 2. Platz.
Einzug der Fanfaren 1972
Im Jahre 1972 wurde auf der Generalversammlung der Wunsch geäußert, den Spielmannszug um einen Fanfarenzug zu erweitern. Eine spontan durchgeführte Sammlung ergab einen Betrag von DM 900,- und war der Grundstock für die Anschaffung von 8 Ventilfanfaren. Die Gesamtkosten betrugen DM 2.699,24 und wurden komplett aus Spenden finanziert. Mitglieder des Spielmannszuges waren sofort bereit sich mit diesem Instrument zu befassen. Es waren dies: Aribert Bavendiek, Otto Bauer, Hubert Brunkhorst, Manfred Stiens, August Stubbe, Heinrich Tabens, Günter Weimann und Hermann Wilkens.
Übungsleiter waren Gerhard und Gustav Hammann. das erste Stück, das zum Schützenfest 73 präsentiert wurde, war die " Kreuzritter - Fanfare". Im Jahre 1993/95 wurden die Ventilfanfaren gegen Naturfanfaren ausgetauscht.
50jährigem Spielmannszug - Jubiläum 1978
Im Oktober 1978 feierte der Spielmannszug sein 50jähriges Jubiläum mit einem Freundschaftstreffen mehrerer Spielmannszüge. Aus Anlass des 50jährigen Jubiläums erhielt der Spielmannszug vom Schützenverein eine Standarte überreicht, die das " Hünenburg - Wappen ", das historische Wahrzeichen beider Ortschaften, trägt. Ein Großteil der Kosten der Standarte wurde gespendet von Norbert Meyer den ersten Standartenträger des Spielmannszuges.

60.Geburtstag im Jahre 1988
Aus Anlass des 60. Geburtstages im Jahre 1988 hatte der Spielmannszug am 1. Schützenfesttag vier befreundete Spielmannszüge aus Abbenhausen, Barnstorf, Natenstedt und Twistringen eingeladen. Im Rahmen dieses Festes wurden langjährige Spielleute geehrt.
70. jähriges Jubiläum im Jahre 1998
Auszug aus der Kreiszeitung vom 25.05.1998
Großer Sternmarsch
Viele Gratulanten bei der 70Jahrfeier in Scharrendorf
Mit etwas Verspätung begann Samstag die "70. Geburtstagsfeier" des Spielmannszugs Scharrendorf - Stöttinghausen. Grund war der lange Geburtstag - Sternmarsch der einzelnen Spielmannszüge, Schützenvereine und Musikgruppen durch die buntgeschmückten Straßen Scharrendorf und Stöttinghausen, für den es sich jedoch zu warten lohnte.
Nach Gruppen aus Visbek, Wildeshausen, Lohne, Vechta und anderen zog als letzter Spielmannszug unter stehenden Ovationen der Jubiläums- Spielmannszug Scharrendorf - Stöttinghausen ein.
Als einer der ersten Gratulanten würdigte Ortsbürgermeister Hubert Diephaus - Borchers die positive Entwicklung des Spielmannszugs, sowohl quantitativ als auch qualitativ. "Die Männer der ersten Stunde wären stolz, euch heute zu sehen", sagte er. Auch Bürgermeister Horst Küpker lobte den persönlichen Einsatz derjenigen, die vor 70 Jahren unter schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen den Spielmannszug gegründet hätten. Außerdem freue er sich über die Bemühungen in der Jugendarbeit. Besonders herausgehoben wurde von den meisten Festrednern der langjährige Tambourmajor Ernst Heuermann. Die größte Angst des 1. Vorsitzenden des Schützenvereins Barnstorf, Herbert Sommer, war, "dass wir das Zelt ganz alleine füllen würden", weil so viele mit zur Scharrendorfer Schützenhalle wollten. Tatsächlich trugen u.a. viele Barnstorfer dazu bei, dass einige Besucher aufgrund der Fülle hinten stehen mussten.
Karl Meyer, 1. Vorsitzender des Schützenvereins Marhorst, sagte, dass sich selbst 70 jährige des Vereins nicht daran erinnern könnten, dass der Spielmannszug Scharrendorf - Stöttinghausen einmal nicht beim Marhorster Schützenfest präsent war. Als einziger Verein, „ jenseits der Hunte", versprach der Vorsitzende des Goldenstedter Schützenvereins, Reiner Reichert, unter tosenden Applaus: "Zu Eurem 75 jährigen Jubiläum kommen wir mit dem gesamten Verein". Beneidet wurde das "alte Geburtstagskind" von dem Musikzug "Die Lindenstädter" aus Bassum, die im Jahr 2000 gerade mal ihr fünfjähriges Jubiläum feiern können. Natürlich wurden im Rahmen der Feierlichkeiten einige Geschenke überreicht.
Nach den Ansprachen gaben die einzelnen Spielmannszüge und Musikgruppen eine Kostprobe ihres Könnens.
